Wir haben uns lange nicht gemeldet und nun sind wir schon
wieder ausgereist, aus Persien, sitzen wieder in der Türkei und lassen uns ganz
langweilig auf einem Campingplatz die Sonne auf den Bauch scheinen. Es gibt
richtige Duschen, die Polizei lässt uns in Ruhe, es gibt Supermärkte mit mehr
als einer Sorte Brot und einer Variante Frischkäse, wir dürfen wieder in der
Öffentlichkeit essen, weil der Ramadan hier kein staatlich verordnetes Fasten
ist und freuen uns über dieses Stück Urlaub und Entspannung, das sich nach den
letzten Tagen im Iran anfühlt, als hätten wir es uns verdient…
Aber berichten wir der Reihe nach:
Unser zweiter Tag in Isfahan war gefüllt mit weiterem
Touristenprogramm. Wir wanderten durch die Straßen dieser gemütlichen und
grünen Stadt, besuchten die Imam- und die Freitagsmoschee welche beide durch
ihre reichen Fliesenverzierungen beeindruckten, und ließen den Abend an einer
der drei Fußgängerbrücken, die über den vergleichsweise großen Fluss führen,
ausklingen, genauso wie auch halb Isfahan. Die Nacht auf unserem Stellplatz mit
der Toilette voller Küchenschaben überlebten wir nur knapp, aber zum Glück
konnten wir am nächsten Morgen wieder frohen Mutes zur nächsten Attraktion
aufbrechen: Persepolis.
|
Freitagsmoschee Isfahan |
|
In der Imam-Moschee, man beachte die zurückhaltende Verzierung |
|
Imam Moschee, Detail |
|
Khadjou-Brücke plus Feierabendpublikum |
Die riesige Ausgrabungsstätte voller gut erhaltener Reliefs
und Figuren erreichten wir einen Tag später in der sengenden Mittagshitze. Wie
es sich für richtige Ausgrabungsfans gehört, schleppten wir uns voll Energie
bei über 40 Grad durch Berge von antiken Steinen und waren trotzdem sehr begeistert,
wie gut vieles erhalten ist und mit welchem Aufwand die Stadt zwischen dem fünften
und dem vierten Jahrhundert v. Chr. gestaltet wurde.
|
Das Tor aller Länder, Sandra for scale
|
|
Apadana, Mittagshitze ebenfalls im Bild |
|
Darius, wie er auch auf zahlreichen Autoheckscheiben im Iran zu sehen ist |
Etwas ausgetrocknet konnten wir in den der Nähe sogar noch
einen Campingplatz ausfindig machen, der uns mit der ersten festinstallierten
Duschmöglichkeit seit Tabriz und einem netten, österreichischen Pärchen mit Jeep überraschte.
Am nächsten Tag erreichten wir Shiraz, nur um festzustellen,
dass die ganze Stadt in freudiger Erwartung auf drei aufeinanderfolgende Feiertag
bereits einen halben Tag vorher wie ausgestorben dalag. Mit der Aussicht, auch
in den nächsten Tagen nur durch leere Straßen und an geschlossenen Läden vorbei
zu laufen, fuhren wir direkt weiter, an einen Ort, der verheißungsvoll das
„verlorene Paradies“ genannt wird. Dieser Verheißung erliegen aber natürlich
auch die Iraner mit drei aufeinander folgenden Feiertagen und so verbrachten
wir zwei Tage zwischen grillenden und campenden Shirazern, also all jenen, die
wir in der Stadt noch vermisst hatten. Als interessantestes Objekt in der
Umgebung versuchten wir ein wenig zu entspannen und genossen als
Wiedergutmachung für die vielen neugierigen Blicke einiges Grillgut, das wir
von in der Nähe sitzenden Familien geschenkt bekamen. Nach dem Wochenende waren
wir trotzdem froh, wieder in die anonymere Stadtmasse einzutauchen und Shiraz
noch einmal neu entdecken zu können. Der bunte, verwinkelte Basar gab so viele
Souvenirs her, wie unser Bus gerade noch fassen konnte, im botanischen Garten
bestaunten wir Granatapfelbäume und Shiraz nutze seine Chance gut, doch noch
einen lebendigen Eindruck bei uns zu hinterlassen.
|
In der Freitagsmoschee von Shiraz, Stimmung am Siedepunkt |
|
Die Zitadelle von Shiraz |
|
auf dem Weg zum Lost Paradise, anscheinend gab es ab und zu starken Wind |
|
Im Lost Paradise, freie und unberührte Natur |
|
Nomaden, Umland von Shiraz |
|
Granatapfelbaum im Eram-Garten |
|
Wir haben zu viele Freunde |
Von Shiraz ging es weiter gen Osten, Richtung Kerman, hinter
dessen Bergen die Wüste beginnt. Bevor wir diese jedoch erreichen konnten,
mussten wir einen nächtlichen Zwischenstopp zwischen ein paar Bäumen in der
Nähe eines Dorfes einlegen. Am Abend bestätigte uns noch ein Schafhirte, dass unser
Stellplatz in Ordnung sei - hier herrsche „Azadi“ (Freiheit). Am Morgen klopfte
jedoch ein aufgebrachter junger Mann an unser Auto, zerrte an allen Türen,
verlangte Einlass, ließ sich auch von Fabi, als dieser ausgestiegen war, nicht
beruhigen, sondern musste immer wieder daran gehindert werden, einfach die
Schiebetür aufzuziehen, hinter der ich mir noch etwas „Angemessenes“ überwarf.
Erst als wir beide vor der Tür standen, wurde er etwas besonnener. Ich glaubte
herauszuhören, dass er uns für Drogendealer hält. Er fragte ob wir Tabletten
dabei hätten und drohte damit, die Polizei zu rufen, was uns an dem Punkt gar nicht
so unrecht gewesen wäre. Als ein weiterer Mann mit einem Pickup auftauchte,
ließ er aber endlich locker und verschwand zwischen den Bäumen. Der andere Mann
bot uns Brot an, schien aber auch nicht ganz von unserem Touristendasein
überzeugt, also packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren, etwas
durcheinander, auf der Autobahn bis zur nächsten Rest Area und versuchten dort
unser Frühstück zu genießen.
|
Ein Salzsee bei Shiraz |
|
Ein Salzsee bei Shiraz, man beachte das zarte Rosa |
Die Fahrt zur Wüste Lut ließ uns den Vorfall langsam
vergessen. Um die Nacht nicht in der Wüste verbringen zu müssen, in der
tatsächlich illegale Opiumtransporte aus Afghanistan stattfinden sollen, nutzen
wir unseren guten Freund die Mittagshitze und machten einen einstündigen Abstecher
von den an die Wüste grenzenden Bergen aus. Nach ungefähr 50 Kilometern Fahrt
bei 45-47 Grad Celsius mit wenig erfrischendem Fahrtwind gelangten wir zu
einigen Kalouts, Formationen aus Sand und Fels, die der Wind mit viel Zeit und
Ausdauer geschliffen hat. Es reichte für einen fünfminütigen Rundumblick, dann
waren wir froh, wieder zurückfahren zu können. Fahrtwind der sich anfühlt, als
würde man sich einen Fön ins Gesicht halten hin oder her…
|
Kalouts in der Wüste Lut |
|
Milde Temperaturen für einen Backofen |
Fasziniert von dem Konzept Wüste, wurden gleich die nächsten
Pläne für einen derartigen Ausflug geschmiedet, während wir uns weiter nach
Norden bewegten. Zunächst wollten wir aber die Chance nutzen, eine unserer
beiden Gasflaschen zu befüllen. Wir sahen bereits im Vorfeld, das vor einigen
Läden, Befüllstationen aufgebaut waren, wobei einfach eine Gasflasche kopfüber
in einer Vorrichtung hing, bereit ihren Inhalt an kleinere Flaschen weiter zu
reichen. Frohgemut präsentierte wir unsere deutsche Gasflasche und ein
Euroadapterset. Doch obwohl keiner der Adapter passte, war das für den
freundlichen Krämer, kein Grund die Flasche nicht zu befüllen. Mit ein paar
Steinen wurde die perfekte Befüllstation für europäische Gasflaschen
geschaffen. Einfach Loch an Loch gehalten, beide Hähne aufgedreht und schon war
unsere Flasche befüllt. Zwar musste der Inhalt noch zweimal abgelassen und neu
befüllt werden, aber dann bewertete er das Ergebnis als zufriedenstellend.
Für einen möglichen
Stellplatz, den wir uns auf der Karte für die Nacht ausgesucht hatten, konnten
wir leider die Abfahrt nicht finden und versteckten uns so etwas notdürftig an
einem Feldrand, etwas von der Hauptstraße entfernt. Am Morgen weckten uns als
erstes die Bauern, die mit ihrem Traktor das nahe Feld bearbeiteten und
wahrscheinlich die Polizei riefen, die eine halbe Stunde später bei uns an die
Tür klopfte und unsere Ausweise sehen wollte…
Die Polizei verschwand anschließend schnell wieder, aber die Anwesenheit
der Bauern machte uns wieder ein komisches Gefühl und so verlagerten wir unser
Frühstück ein weiteres Mal an eine Rest Area an der Autobahn.
|
Befüllung der Gasflasche unter peinlichster Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften |
Wir fuhren anschließend weiter nach Yazd, welches etwas
weiter nördlich liegt und für seine kühlenden Windtürme bekannt ist. Hier
konnten wir ein wenig studieren, wie man soam Rande der Wüste lebt, ohne
umzukommen: Die Altstadt von Yazd besteht aus vielen kleinen, verschachtelten
Gässchen zwischen flachen Lehmhäusern, deren Wände in keiner Weise für
stärkeren Regen ausgelegt sind. Die Häuser werden immer wieder von den vielen,
noch erhaltenenBadgirs(Windtürmen) überragt, die kühlen Wind herein oder warme
Luft aus den Häusern heraus lassen können oder in Kombination mit unterirdisch
gelegenen, im Keller nach oben geöffneten Wasserleitungen auch warmen Wind
kühlen können. (Wer dafür eine bessere Erklärung haben will:
Bitteschön.)
Apropos Wasser: Das hat Yazd lange über Qanats bezogen. Im örtlichen
Wassermuseum wurden wir sehr anschaulich darüber informiert, dass dies von
Menschen gegrabene kilometerlange Tunnel sind, die von den etwas entfernteren
Bergen Wasser in die umliegenden Dörfer und Städte transportieren. Diese Tunnel
führten,wie oben beschrieben,teilweise auch direkt durch Keller und
ermöglichten so die Kühlung des Hauses und schufen eine private
Wasserstelle / Badewanne / Wäschewaschmöglichkeit. Und man musste sich noch nicht
einmal angucken, wer vorher in dem künstlich angelegten Fluss gebadet hatte,
sondern nur dessen dreckiges Wasser…
Nachdem wir so viel über Wind und Wasser gelernt hatten,
mussten wir uns wieder auf praktischere Dinge konzentrieren: Der Stöpsel unseres
Abwassertanks, ein einfach zurechtgeschnitzter Korken, war unterwegs verloren
gegangen und wir brauchten Ersatz, um beim Duschen nicht die Lehmstadt unter
Wasser zu setzen. Es stellte sich jedoch als ein unmögliches Unterfangen
heraus, in einem weinflaschenfreien Land, das vollständig auf
Plastedrehverschlüsse setzt, einen Korken, oder auch nur etwas Ähnliches zu
finden. Jeder Krimskramshändler auf dem Basar, von denen es eindeutig genug gab
und die auch alles verkauften, von dem man gar nicht wusste, dass man es brauchen
könnte, schickte uns weiter, bis wir nach zwei Stunden entnervt aufgaben.
Neben den vielen nicht vorhandenen Kork-Läden ist Yazd
außerdem für die vielen Menschen bekannt, die noch dem zoroastrischen Glauben
angehören, einer alten Religion deren Spuren sich schon in den Ruinen von
Persepolis fanden und die im gesamten Iran noch einige Feuertempel unterhält.
Den Feuertempel von Yazd konnten wir leider nicht besichtigen, weil gerade die
Mittagspause begonnen hatte, als wir dort ankamen. Dafür konnten wir außerhalb
der Stadt noch einen Blick auf die Türme des Schweigens werfen, die wie
Festungen auf Hügeln über der Stadt thronen. Hier wurden, bis in die sechziger
Jahre hinein, verstorben Zoroastrier aufgebahrt, bis ihre Knochen durch Geier
vollständig vom Fleisch befreit waren. Erst dann konnten die Überreste in einem
extra versiegelten Raum bestattet werden, um die Erde, als eines der
lebenswichtigen Elemente, nicht mit den Toten zu verunreinigen.
Die Nächte in Yazd verbrachten wir zur Abwechslung mal ganz
entspannt auf dem Parkplatz des Silk Road Hotel, bei welchem man als Camper
kostenlos die Toiletten benutzen darf, ohne das morgens um sieben die Ausweise
kontrolliert werden.
|
Kuppelensemble Yazd |
|
Blick über die Dächer von Yazd, irgendwo auf dem Bild ist die Freitagsmoschee versteckt |
|
Der größte Windturm wo gibt, im Hintergrund Dowlat Abad Garten |
|
Türme des Schweigens am Stadtrand von Yazd, Geier seit den 1960ern nicht mehr im Bild |
Von Yazd aus brachen wir ein weiteres Mal in die Wüste auf.
In einem anderen Blog hatten wir von einer Oase mit Putzerfischen bei Garmeh
gehört und auch Annette und Stefan hatten von diesem Ort berichtet. Und
tatsächlich: Nach vielen Kilometern auf kurvenfreien Straßen, vorbei an
Eishäusern, in denen früher der Schnee des Winters über den Sommer gelagert
wurde und zum Kühlen genutzt werden konnte, hinter einem kleinen Wüstendorf
voller kleiner Gärten mit Palmen und Granatapfelbäumen, unterhalb eines großen
Felsens, entsprang eine Quelle.Diese füllte einen kleinen Teich mit Wasser und versorgte
die Gärten des Dorfes durch angelegte Rinnen und Kanäle. In dem Teich schwammen
hunderte Fische, die liebevoll an allen Füßen nagten, die man ihnen ins Wasser
hielt und an diesem tatsächlich fast paradiesischen Ort war man auch noch die
meiste Zeit allein.
Naja, fast … Es versammelten sich bei 45 Grad an diesem
schattenlosen Ort aber keine grillenden Iraner, sondern es wurde ein etwas
internationaleres Camp. Am ersten Abend trafen nach uns auch Michelle und Lucie
ein, ein französisches Pärchen mit Fiat Ducato, denen wir auch in Isfahan und
Shiraz schon zweimal kurz begegnet waren und die auf jeden Fall noch bis nach
China wollen. Und am nächsten Morgen tauchten
Alex und Lisa mit ihrem 30 Jahre
alten VW auf. Beide sind gerade mit ihrem Studium fertig geworden und wollen
von Köln nach Zentral Asien – und zurück. Als am Abend noch einige Anwohner
ihre Schafe, Ziegen, Kamele und einen Hund zum Tränken an die Quelle brachten,
war das Bus-Camp perfekt. Wir tauschten uns mit den Vieren über unsere unterschiedlichen
Erfahrungen aus und verbrachten zwei warme, aber erholsame und angenehm
gesellige Tage.
|
Wüste Kavir |
|
Eisturm |
|
Ein Traum für Menschen mit Ordnungswahn |
|
Oase in der Wüste Kavir |
|
Wasserversorgung für die Oase bei Garmeh, direkt von der Quelle |
|
Die Wüste Kavir - wieder freie unberührte Natur |
|
Kamel ... äh ... Dromedar |
Als wir Garmeh verließen, war uns beiden klar, dass es von
nun an nur noch nach Westen gehen würde. Nicht nur unsere Zeit im Iran, sondern
auch unsere Reise neigte sich in diesem Moment für uns beide sehr zum Ende.
Von Garmeh schafften wir es am ersten Tag bis hinter
Isfahan, wir machten es uns zwischen Bäumen an einem Feldrand gemütlich. Als es
bereits dunkel geworden war, hörten wir draußen immer wieder Bewegung. Wir
hatten am Nachmittag einen Fuchs in der Nähe gesehen und schoben die Geräusche
auf wilde Tiere.Plötzlich fing der Bus an zu wackeln, so als hätte sich eines
dieser wilden Tiere überlegt, auf das Auto zu krabbeln. Erschrocken klatschten
wir laut in die Hände, um das Vieh zu verscheuchen. Dass dieses als Antwort
dreimal an den Bus klopfen würde, hatten wir nicht gerechnet. Noch
erschrockener warfen wir einen Blick nach draußen und fanden uns von Angesicht
zu Angesicht mit sechs Männern wieder, die mit Gewehren und Macheten bewaffnet
waren! Zum Glück waren sie bei unserem verschreckten Anblick direkt von unserer
Ungefährlichkeit überzeugt, ließen die Waffen sinken, begannen uns auszufragen,
schüttelten den Kopf über uns, erlaubten uns, dort im Feld zu übernachten und
ließen uns wieder allein. Die Waffen waren wohl mehr zum Schutz ihrer Herden
vor richtigen, wilden Tieren gedacht. Am nächsten Morgen kam einer der Männer
mit dem Dorfältesten (?) zurück und zusammen schienen sie uns klarmachen zu
wollen, dass es zu gefährlich für uns sei, hier im Feld zu bleiben. Also
verschwanden wir, wie wir es sowieso geplant hatten, ausnahmsweise mal nach dem
Frühstück.
Die nächste Nacht verlief zum Glück entspannter, auch wenn
wir unsere letzten Nerven bei der Stellplatzsuche verloren: Auf der Karte war
uns ein Fluss aufgefallen, zu dem wir fahren wollten, aber in einer Stadt so
groß wie Osterburg konnten wir, wegen der schlechten Beschilderung und den
verwirrenden Beschreibungen der Einheimischen, unseren Abzweig erst nach einer
Stunde sinnloser Im-Kreis-Fahrerei und mit Hilfe eines Autofahrers finden, der
uns bis zu der Kreuzung begleitete. Aber der Fluss war so schön! So schön, dass
wir sogar vergessen haben, ein Foto zu machen!
Wir erreichten am darauffolgenden Tag Hamadan, wo ein
Deutscher namens Fritsch um 1928 den zentralen Platz mit gründerzeitähnlichen
Häusern umbauen ließ. Auch hier streiften wir über den verwinkelten Basar, ohne
jedoch das Korken-Thema noch einmal aufleben zu lassen. Außerdem besichtigten wir
das Grab der biblischen Esther und ihres Onkels Mordechai, durch welches wir
von dem vor Ort ansässigen Rabbiner geführt wurden. (Ja, es gibt auch im Iran
jüdische Gemeinden.Die in Hamadan besteht aber wohl nur noch aus 4 Familien.)
Und als gute Mediziner schauten wir uns auch das Grab des Ibn Sina an, einem
sehr erfolgreichen und bewanderten Arzt, der im 11. Jahrhundert im Iran
praktizierte und einige Bücher über Krankheiten und Heilmittel geschrieben hat.
Weitere touristische, für uns aber eher enttäuschende Highlights waren ein
Grabturm, der geschlossen hatte und ein steinerner Löwe, der aus der Zeit
Alexanders des Großen stammt, aber eigentlich nur noch einem Stein und kaum
noch einem Löwen ähnlich sieht. Dafür genossen wir aber anschließend ein wunderbares
Hühnchen in Aprikosensoße mit Reis - das einzige, das wir in dieser Variante im
Iran gefunden haben, ohne es zu suchen. Und so wurden wir an einem der letzten
Tage vor Ramadan noch mit dem iranischen Essen ausgesöhnt, das hinsichtlich
Streetfood für uns oft wenig außer gegrilltem Fleisch und Burgern mit Pommes
bereit zu halten schien.
|
Das Grab der biblischen Ester |
|
Fachgeschäft für Naschbedarf |
|
Grab von Ibn Sina, auf alles Phallische wurde verzichtet |
|
Der Ibn und ich |
Wir erreichten Bisotun noch am selben Tag und wollten dort
das zum UNESCO Weltkulturerbe zählende Relief des Darius besichtigen, das hoch
über dem Boden um 500 v. Chr. in eine Felswand geschlagen wurde und durch
ringsherum eingeritzte Texte in drei verschiedenen Sprachen zur Entschlüsselung
der Keilschrift beitragen konnte. Für die 5 Euro Eintritt pro Person gab es
auch einen Teich, ein anderes Relief, eine alte Karawanserei (wegen Bauarbeiten
geschlossen), einen behauenen Felsen ohne Relief und ein paar picknickende
Iraner zu sehen, die immer nur ein Zehntel des Touristeneintrittspreises zahlen.
Das Darius-Relief war jedoch von einem Gerüst so gekonnt verdeckt, dass man
nicht einmal einen Zipfel davon sehen konnte! Erst aus 500 Metern Entfernung
und mit dem stärksten verfügbaren Kamera-Zoom konnten wir einen etwas
verschwommenen Blick darauf werfen und uns darüber freuen, dass wir da gewesen
sind. In der Nähe besichtigten wir noch andere Reliefs in den sogenannten
„Grotten vonTaq-e-Bostan“.Sie waren an einem anderen Teich und nicht von einem
Gerüst umzingelt. Wir versuchten, wie wir fanden sogar recht erfolgreich, die
Details wiederzuerkennen, die ausführlich in unserem Reiseführer beschrieben
wurden.
|
Das weltberühmte Gerüst von Bisotun, dahinter befindet sich das unbedeutende Darius-Relief |
|
das wunderbare Gerüst von Bisotun von Ferne, im oberen Bildteil dieses blöde Relief |
|
Einer unserer idyllischeren Schlafplätze, wenn man genau hinhört, quaken ganz viele Frösche |
|
eines der Reliefs von Taq-e Bostan |
Für die Nacht fanden wir ein Feld mit einem kleinen Bach,
dessen Wasser für eine weitere Klamottenwäsche missbraucht wurde.Am Morgen kam
einer der Bauern, der am Tag davor schon in der Nähe gearbeitet und uns
intensiv beobachtet hatte, grüßte uns, lief an uns vorbei durch das Feld bis zu
ein paar Bäumen, schüttelte diese fleißig, sammelte auf, was heruntergefallen
war und kam mit einem Tuch voller Aprikosen zurück, welches er uns freudig
übergab, um direkt wieder auf seinem Traktor zu verschwinden!
Es folgte ein Tag mit viel Fahrerei durch den kurdischen
Teil des Iran, der voller trockener, unbewachsener Berge war, die wiederrum von
grünen Tälern mit Flüssen und Feldern durchzogen wurden. Die Landschaft wurde
auf unserer Fahrt wieder zunehmend flacher und Flüsse trockener, bis wir einen
Stellplatz in einem eben solchen, fast ausgetrockneten, salzigen Flussbett
fanden, durch das mehrere Hirten ihre Schafe trieben. Die vorbeiziehenden
Hirten, versuchten uns ein wenig auszufragen und kamen am nächsten Morgen mit
einem etwas Englisch sprechenden Studenten zurück, der sich eine Weile mit Fabi
unterhielt. Aber aufgrund unserer von der Straße gut einsehbaren Position,
dauerte es auch nicht lange und die Polizei gesellte sich ebenfalls zu uns, um
Pässe zu kontrollieren und unsere Personalien aufzunehmen. Sie fordern uns auf,
das Flussbett zu verlassen, auf jeden Fall aber keine weitere Nacht dort zu
verbringen, denn es sei zu gefährlich, die „Mafia“ sei hier unterwegs.
Da wir sowieso nicht bleiben wollten, fuhren wir direkt zu
der Attraktion weiter, die uns überhaupt in die Gegend geführt hatte: Eine sich
über mehrere Stockwerke erstreckende Tropfsteinhöhle namens KatelehKhor. Bei
der Führung durch die Höhle übersetzte für uns eine kleine Studentengruppe, die
ebenfalls dort zu Besuch war, die Worte des Guide ins Englische. Es war
außerdem der erste Tag des Ramadan, was an diesem Tag noch keine größere Rolle
für uns spielte, aber bedeutete, dass ab sofort Essen und Trinken in der
Öffentlichkeit verboten war.
|
unser Schlafplatz bei der Tropfsteinhöhle von Kateleh Khor |
|
phantasiereich betitelter Stalaktit in der Kateleh Khor-Höhle |
Wir fuhren nach der Höhlenbesichtigung bis in die Nähe eines
Mausoleums, das wir uns am nächsten Morgen ansehen wollten, und parkten die
Cloud Machine diesmal etwas besser verdeckt von der Hauptstraße, hinter einem
kleinen Hain an einem Feldweg. Während wir es uns zum Essen im Auto hinter
angebrachtem Sichtschutz gemütlich machten, kamen einige Bauern vorbei,
schienen sich aber wenig für uns zu interessieren. Erst als schon um Zehn war,
kam einer der Bauern auf einem Motorrad wieder; im Schlepptau natürlich die
Polizei…
Aus dem Auto stiegen ein älterer Polizist, der sich für die
folgende Stunde mit uns beschäftigen würde und ein jüngerer, dessen Job es war
in ein paar Metern Entfernung mit seiner Maschinenpistole über der Schulter
bereit zu stehen und grimmig zu gucken. Der ältere Polizist verstand kein Wort
English, kontrollierte sehr intensiv unsere Pässe, schrieb unsere Personalien
auf, besichtigte interessiert unser Wohnmobil, setzte sich, bei offener Tür und
voller Innenbeleuchtung auf unser unten zur Liegefläche umgeklapptes Sofa,
fragte nach einem Computer. Wir zeigten ihm meinen und er versuchte eine Weile,
irgendwelche Fotos darauf zu finden, gab aber schnell wieder auf, als der
„Pictures“-Ordner leer war. Das Ganze spielte sich mit überraschend viel Stille
ab, der andere Polizist und der Bauer standen ohne ein Wort zu sagen die ganze
Zeit daneben und auch der ältere Polizist beschränkte sich überwiegend auf
abgehackte Gesten. Wichtig war ihm auch, dass Fabi und ich nicht miteinander
sprachen und so blieb es mehr ein Stummfilm mit bösen, verwirrten und fragenden
Blicken auf allen Seiten. Nach der gescheiterten Fotosuchaktion machte er uns
klar, dass wir hier verschwinden und ihm im Auto folgen müssten. Ich versuche
ihm etwa hektisch zu erklären, dass wir nicht einfach losfahren können, sondern
erst zusammenpacken müssen.Das veranlasste ihn aber nur dazu entnervt gestikulierend
Fabi verstehen zu geben, dass er der wichtige Polizist sei und ich hier wohl
mal gar nichts zu melden hatte. Zusammenpacken müssen wir trotzdem und so
dauert es einen Moment, bis wir endlich abfahrbereit waren. Wir folgten dem
Polizeiauto bis ins Dorf zurückDort wurden angehalten weiter zu warten,
scheinbar auf weitere Polizisten. In der Zeit wurde der Gendarm dann doch
überraschend gesprächig, als er merkte, dass Fabi zumindest ein paar Sachen
verstand. Immer wieder tippte er Wörter auf Persisch in sein Handy und wartete,
bis Fabi diese in unserem Wörterbuch nachschaute. Wir fanden heraus, dass es am
Vormittag in der nahen Stadt eine Militärparade gegeben hatte und seine Sorge
war, dass wir diese fotografiert hätten. Gegen 23:00 Uhrtraf ein Auto ein,
vollbesetzt mit Polizisten in Zivil. Aus der Stadt brachten sie außerdem einen
zivilen Übersetzer mit, der sofort damit beauftragtwurde, den Redeschwall des
ihn begleitenden Polizeichefs ins Englische zu übersetzen. Der Polizeichef
entschuldigte sich für den ganzen Ärger, den wir hatten.Er erklärte uns, dass
die Umsiedlung nur zu unserem Besten war, da auf den Feldern sei zu gefährlich
sei. Die Durchsuchung unseres Busses und Computers ließ er unerwähnt. Wir
sollten zu unserer eigenen Sicherheit lieber in einem Hotel in der Stadt schlafen.
Wir erklärten ihm, dass wir nicht in einem Hotel schlafen wollen, weil es zu
teuer sei und fragen stattdessen nach einem Zeltplatz oder Park in der Nähe. Der
Polizist bot uns an, die Hotelrechnung zu übernehmen, aber das wollten wir auf
keinen Fall. Also führten wir eine Weile immer wieder dieselbe Diskussion: „Schlafen
sie im Hotel!“ „Nein, zu teuer!“ „Wir bezahlen die Rechnung.“ „Nein! Können wir
nicht im Park schlafen?“ „Es gibt einen Park, aber es ist besser wenn sie im
Hotel schlafen!“ „Wo ist der Park?“ „Hier in der Nähe, aber das Hotel ist
besser!“ „Wir wollen nicht ins Hotel, wo ist der Park?“ „Wir bezahlen das
Hotel!“ „Nein!“
Gegen halb zwölf, erschöpft, verärgert, deprimiert und müde
verließen wir den Polizistenhaufen mit der grandiosen Wegbeschreibung zum Park:
Immer geradeaus, ungefähr fünf, maximal zehn Kilometer. Nach 20 Kilometern kamen
wir in die Stadt, in der wir keine Militärparade fotografiert hatten und fanden
einen 10 Meter breiten Grünstreifen mit ein paar Büschen, auf dem Iraner ihr Fastenbrechen
genossen. Der „Park“ lag direkt an der Hauptstraße, ein Auto beschallte den
ganzen Platz mit iranischer Popmusik und die Straßenlaternen ließen einen
vergessen, dass bereits Nacht war. Etwas entfernt stand eine Moschee mit
Toiletten und nach einem kleinen Ausbruch von Ärger und Frust finden wir eine
dunkle, ruhige Seitengasse, in der wir endlich schlafen dürfen!
Der Morgen verlief ruhig und wir fuhren zum Mausoleum bei
Soltaniyeh, welches mit 53 Metern über die höchste gemauerte Kuppel der Welt
verfügt und zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Das Gebäude wurde im 14.Jhr. von
einem Mongolen-Herrscher errichtet, der neu zum Islam konvertiert war und
seinen Glauben unter Beweis stellen wollte. Gedacht war das Mausoleum
eigentlich für zwei der 12 im Schi‘ismushoch verehrten Imame, deren Überreste
aber in ihren alten Ruhestätten blieben. Im Moment wird an dem gewaltigen
Monument viel renoviert, man konnte aber trotz der vielen Baugerüste einige der
verblassten Wandbemalungen sehr gut erkennen.
|
das dezente Mausoleum des Öljatü in Soltaniye |
Anschließend ging es weiter zumTakht-e-Soleyman, einem
alten, früher als heilige Stätte verehrten Ort. Hier gab es einen See, der auf
einem Hügel lag und von unterirdischen Quellen gespeist wird. Es gab kein
seichtes Ufer, sondern das mit türkisem Wasser gefüllte Loch begann mit einer
steilen Abbruchkante. Bei dem 65 Meter tiefen, aber nur 100 Meter breiten,
kreisrunden See, der wie künstlich angelegt wirkte und dessen Wasser das ganze
Jahr über 21 Grad haben soll, wundertewir uns nur wenig, warum er zur
Kultstätte erhoben und mit Tempelanlagen umbaut wurde.
In der Nähe fanden wir ein offizielles Campingareal, welches
zwar runtergekommen und überteuert war, aber mit einem etwas verschimmelten
Hamam und einer nach faulen Eiern stinkenden Heißwasserquelle aufwarten konnte.
Unserer dritten warmen Dusche im Iran stand nichts mehr im Wege!
|
kaputte Steine in Takht-e Soleyman |
|
der See, um den Takht-e Soleyman gebaut wurde |
Langsam kamen wir der türkischen Grenze immer näher und die
Touristenattraktionen begannen zunehmend auszudünnen. Nach einem langen Tag
Autofahrt parkten wir in einer Kleinstadt neben einer Moschee, um dort die
Toiletten nutzen zu können und „draußen“ nicht wieder von der Polizei
aufgegriffen zu werden. In der Straße schienen wir aber trotzdem aufzufallen
und so kam ein junger Iraner vorbei, klopfte ganz schüchtern und unterhielt
sich eine Weile aufgeregt mit Fabi auf Englisch. Er freute sich so sehr über
uns Ausländer, dass er kurz darauf mit seinen Schulfreunden wiederkam und eine
Tüte Obst für uns vorbeibrachte.Am nächsten Morgen stand wieder vor unserer
Tür, um uns weiter auszufragen und uns Brot und Marmelade zu schenken. Nach diesem
dritten, längeren Gespräch über den Iran und Deutschland, waren er und seine
Freunde gerade verschwunden und wir damit beschäftigt unsere sieben Sachen
zusammenzupacken, als neben uns ein Pickup hielt, aus dem drei Männer in Zivil
stiegen, die sich aber als Polizei auswiesen und mal wieder unsere Pässe sehen
wollten…
In den nächsten Stunden fuhren wir nach Orumiyeh, und die
Straße führte dabei über den größten See des Irans, der statt weißer
Sandstrände noch weißere Salzstrände zu bieten hatteund dessen Wasser türkis
leuchtet. In Orumiyeh fanden wir einen Park, welche im Iran fast immer über
öffentliche Toiletten verfügen und nach der erfolgreichen Stellplatzsuche
konnten wir uns den letzten organisatorischen Dingen widmen, wie z.B. die
letzten acht der insgesamt 57 aus dem Iran versendeten Postkarten abzuschicken.
Nebenbei besichtigten wir ein wenig die Stadt, aber die Notwendigkeit, sich bei
38 Grad für jeden Schluck Wasser aufgrund des Ramadan in einer stillen
Seitengasse verstecken zu müssen, machte den Ausflug nicht unbedingt zu unserem
persönlichen Highlight.
Die Nacht machten wir uns aus Polizeimangel selber etwas
chaotisch: Nach einem gemütlichen Filmabend in der Cloud Machine wollten wir
gegen zwölf noch einmal zur Toiletten und konnten den gerade beim Abschließen
befindlichen Parkwächter überreden, uns noch einmal in das Gebäude zu lassen.
Mit der Angst, dass die Toilette die ganze Nacht und möglicherweise auch am
Morgen noch lange geschlossen bleiben könnten, begannen wir mit einer neuen
Stellplatzsuche. Über eine Stunde lang fuhren wir alle Parks und Moscheen der
Stadt an, die wir auf unserer Karte finden konnten, aber alles war zu, selbst
die Moscheen waren allesamt abgeschlossen und verlassen. Als wir an einer
Ausfallstraße versuchen wollten, aus der Stadt herauszufahren, um in der Nähe einen
schönen Stellplatz zu finden, stießen wir nur auf eine Straßensperre der
Polizei, die die Durchfahrt verhinderte. Nebenbei war die ganze Stadt auf den
Beinen und feierte irgendein gewonnenes Sportereignis, indem alle Autos mit aus
den Fenstern hängenden Kindern und Flaggen laut hupend durch die Straßen
rasten. Gegen zwei gaben wir auf und fuhren zurück zu unserem Park, in der
leisen Hoffnung, dass schon alles irgendwie klappen würde. Im Zweifelsfall
hatten wir ja auch noch ein zwar nicht fertig vorbereitetes aber doch irgendwie
funktionstüchtiges Klo im Bus, dessen Benutzung wir wegen der hohen
Temperaturen bisher verweigert hatten. Und es ging alles gut…! Bloß die Nacht
war viel zu kurz!
|
Der Orumiye-See, das Tote Meer des Iran
|
Unseren letzten Stopp legten wir in Khoy, einer Stadt circa
80 Kilometer vor der Grenze, ein. Unverbesserlich steuerten wir wieder einen
Park an, diesmal schloss aber keiner die Klos ab und es wäre wohl auch
mittlerweile irgendwie egal gewesen.
Wir tankten am nächsten Morgen noch einmal das Auto mit
unseren letzten iranischen Rial voll und fuhren zum mittleren
türkisch-iranischen Grenzübergang. Wir hatten gerade die erste Ausweiskontrolle
passiert und standen vor dem zweiten Tor, als mehrere Männer auf uns zugestürzt
kamen und alle gleichzeitig auf uns einredeten. Einer von ihnen konnte Englisch
und führte uns in sein Büro, in dem er uns erzählte, dass wir noch einmal $
1,20 pro Liter extra für den Diesel in unserem Tank zahlen müssten. Etwas
verwirrt fingen wir an mit ihm zu diskutieren, weil wir beide von einer solchen
Schutzsteuer noch nichts gehört hatten. Wir fragten nach einem Gesetzestext,
den er uns aber nicht vorlegen konnte. Also fragten wir nach irgendeinem
Offiziellen, der ausnahmsweise nicht in Zivil daherkam, um uns zu bestätigen,
dass wir dieses Geld bezahlen müssten. Die Helfeshelfer, die uns bereits am
Anfang umringt hatten und bisher nicht von unserer Seite gewichen waren,
brachten uns in ein anderes Büro und begannen aufgeregt auf einen der Männer dort
einzureden. Wir versuchten ihm in den Redepausen der Anderen unser Problem klar
zu machen, aber ohne jegliche verfügbare Englischkenntnisse zuckte er nur mit
den Schultern und ging wieder seiner Arbeit nach. Zurück am Tor wartete wieder
derjenige, der gern das Dieselgeld von uns kassieren wollte und begann erneut
auf uns einzureden, bis sich eine Traube von zwanzig Männern um uns gebildet
hatte, die sich alle sehr für das Gesprochene zu interessieren schienen, ohne
ein Wort zu verstehen. Wir drängelten uns irgendwann aus dem Pulk heraus und
passierten das Tor, wo einige Männer in Uniform saßen und versuchten dort unser
Glück. Sie bestätigten mit etwas besserem Englisch, das wir die Zahlung
vorzunehmen hatten und einer der Grenzer begleitete uns auf dem wirren Weg, der
folgte. Erst mussten wir noch einmal Dollar in Rial tauschen, weil wir unsere
Rial gut verbraucht hatten, dann musste dieses Geld in einem Zimmerchen, das
die Bank darstellte, eingezahlt werden. In diesem Zimmerchen war genau ein Mann
beschäftigt, und es dauerte einen Moment, bis wir an der Reihe waren, weil
mindestens 15 Andere auch Zahlungen zu tätigen hatten. Zwar versuchte der
Grenzer sich doch noch ein wenig in Korruption, indem er anbat, die Wartezeit i
der Bank dergestalt zu verkürzen, dass er die Gebühr erhielt und wir mit seiner
iranischen Tankkarte durch einen Zettel erhalten sollten. Dies lehnten wir
jedoch dankend ab und glücklicherweise hielt ihn dieser Einkommensverlust nicht
davon ab uns weiterhin in unserem Weg durch die iranische Grenze zu begleiten
und zu unterstützen. Mit der irgendwann erhaltenen Bestätigung der Bank konnten
wir zurück in das erste Büro und bekamen dort einen Zettel in dreifacher
Ausführung, auf dem mehr oder weniger stand, dass ein Fabian eine unbekannte Summe
Rial für eine unbekannte Summe Diesel gezahlt hat. Mit diesem Zettel und
unserem Helfer ging es weiter, wieder hinter das Tor zu mindestens acht
verschiedenen Leuten, die alle irgendwo herum saßen oder liefen, alle in zivil
gekleidet waren und die unseren Zettel jeweils dreimal an irgendeiner Stelle
unterschrieben. Manche drückten noch einen Stempel drauf, einer behielt einen
der Zettel. Wie wir diese Menschen allein hätten finden sollen, blieb eines der
Rätsel des Tages, aber zum Glück hatten wir Hilfe. Letztendlich darf auch die
Cloud Machine das Tor passieren um vor dem nächsten Tor zu halten. Hier müssen
wir unsere Pässe und den Carnet de Passage stempeln lassen und die zwei bei uns
verbliebenen Durchschriften unseres Diesel-Zettels abgeben. Unser hilfreicher
Grenzer, der uns bis hierhin begleitet hat und außerdem die ganze Zeit Kraft
seiner Uniform die enorm zahlreichen und aufdringlichen inoffiziellen
Helfeshelfer von uns fernhielt, warf noch einen Blick ins Auto, dann duften wir
durch das Tor und waren in der Türkei. Hier war die Prozedur etwas
unkomplizierter und wir wissen ja auch schon, welche Stempel am Ende in unseren
Pässen sein mussten. Die einzige an der Grenze arbeitende Frau zeigte offen
ihren strengen Dutt und für mich war dieser Anblick das erste sichere Zeichen,
dass wir wirklich aus dem Iran raus waren und ich wirklich das Kopftuch
abnehmen durfte! Auch die Türken warfen, ohne einzusteigen, einen Blick ins
Auto, dann durften wir diese Grenze und seine eigenartigen Gestalten verlassen.
Der ganze Grenzübergang schien voll von Menschen sein, die da sind, ohne dort
etwas zu suchen zu haben. Mehrmals wurden wir von den tatsächlich arbeitenden
Leuten gefragt, ob wir auch ja unser Auto zugeschlossen hätten und auch in der
Situation, in der wir von all den Männern umzingelt waren, die unserer
Diskussion lauschten, konnte ich fast nur daran denken, alle Wertgegenstände in
den Hosentaschen festzuhalten. Aber am Ende war alles noch da und wir konnten
erleichtert in unseren Türkeiurlaub starten!