Die Überquerung der georgisch-armenischen Grenze gestaltete
sich unkompliziert, aber auf seine Art und Weise kostenintensiv. Die Georgier
entließen uns mit einem einfachen Stempel; nach der Fahrt über eine Brücke
gelangten wir zu den armenischen Grenzern, die uns mit einem Stempel in unserem
Pass begrüßten. Eine Frage nach zu deklarierenden Gütern konnten wir verneinen.
Anschließend begann die etwas undurchsichtige Bezahlung von Maut, Steuern und
Brokergebühren in armenischen Dram. In einem ziemlich runtergekommenen Office
vor der letzten Passkontrolle saßen 4 Menschen hinter Computern, die für die
Abwicklung der Gebührenzahlungen verantwortlich waren und dafür selber direkt
noch eine Bezahlung von 3000 Dram (6 Euro) einkassierten. Insgesamt mussten wir
an dieser noch offiziell wirkenden Stelle für 30 Tage Armenienaufenthalt
ungefähr 60 Euro in frisch vom nahegelegenen Geldautomaten gezogenen Dram
zahlen. Während wir auf die Aushändigung der entsprechenden Bescheinigungen
warteten, begann ein uns als "Insurance-Boy" vorgestellter junger
Mann zu versuchen, uns sein Versicherungsangebot zu unterbreiten. Etwas
irritiert folgten wir ihm anschließend mit dem Auto, an der letzten
Grenzkontrolle vorbei, und fanden uns zwischen 20 verschiedenen, kleinen Buden
wieder, die alle Haftpflichtversicherungen für KFZs in Armenien verkaufen
wollten. Die Grenzer an der letzten Kontrolle hatten uns noch versichert, dass
es verpflichtend sei, eine Versicherung abzuschließen und kaum hatten wir den
Fallbaum passiert,wurden wir umringt von Versicherungsvertretern. Der
"Insurance-Boy" hatte uns für 30 Tage ein Angebot für 60 Euro auf
einen Zettel gekritzelt. Wir wendeten uns direkt an den nächsten Vertreter, ob
er uns ein besseres Angebot machen könne und erwarben am Ende eine Versicherung
für knapp 15 Euro. Über Deckungssummen oder Ähnliches wurde natürlich nicht
geredet und ob unter der Telefonnummer, die uns feierlich überreicht wurde,
tatsächlich ein Versicherungsunternehmen zu erreichen ist, müssen wir
hoffentlich nie herausfinden. Aber wir sind den vermeintlichen Rechtsansprüchen
Armeniens gerecht geworden...
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Einer der ersten Eindrücke von Armenien: Die Kupferfabrik von Alaverdi |
Als die Grenze erfolgreich hinter uns lag, begann die
Entdeckung Armeniens. Die Straßen gestalteten sich noch etwas abenteuerlicher
als in Georgien und führten uns in Schlängellinien durch die hoch neben uns
aufragenden Berge. Unsere erste armenische Unterkunft fanden wir in einer
Kleinstadt an der Straße. Die Besitzer, ein älteres Ehepaar, hießen uns
herzlich willkommen und begannen umgehend mit dem Versuch sich via
Google-Übersetzer mit uns zu unterhalten. Dem Vermieter war es besonders
wichtig, uns zu erklären, dass die Stadt um 1943 von einem deutschen
Architekten namens Hempel entworfen oder erbaut worden war. Am liebsten wollte er
uns damit beauftragen, die Ahnen dieses Herrn zu finden um sie in den Ort
einladen zu können. Es fiel uns schwer ihm zu erklären, dass nur der Nachname
Hempel nicht helfen würde, in Deutschland einen bestimmten Menschen zu finden…
Nichtsdestotrotz bot er uns an, die nahegelegenen Ruinen
eines Klosters zu besuchen und quälte seinen Kombi mit durchdrehenden Reifen
die schlammige, steile Straße zu eben diesem hinauf.
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Besuch des Klosters Kobayr mit dem Hostelbesitzer Stepan |
Der Besuch alter Klöster setzte sich auch am folgenden Tag
fort, als wir zu den zwei UNESCO Weltkulturerben Sanahin und Haghpat
aufbrachen. Zwischen dem wunderbar ungemütlichen Schneeregen erwartete uns
neben den alten Gemäuern noch eine besonders schöne Überraschung:
Andy und Emma, zwei Weltreisende, die wir bereits in Kappadokien kennengelernt hatten,
besichtigten auf ihrem Weg nach Georgien ebenfalls das Haghpat-Kloster. Die
beiden hatten gerade drei Wochen in Armenien verbracht und so tauschten wir uns
ein paar Stunden bei ein paar Tassen Tee über die beiden Kaukasusländer und
unsere unterschiedlichen Erfahrungen aus. Ein großartiger Einstieg für das Land!
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Im Schnee am Sanahin-Kloster |
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Die Kirche des Sanahin-Kloster mit einem Boden aus Grabplatten |
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Klostersäule mit Kreuzzeichen |
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Verabschiedung von Emma und Andy, die mit ihrem Jeep um die Welt reisen |
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Haghpat-Kloster |
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Fabi und unser Guide, eine ältere Dame, die uns durch das Haghpat-Kloster führte |
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Die Cloud-Maschine zwischen den kahlen Bergen Armeniens |
Unsere weitere Route führte uns durch das kahl und farblos erscheinende
nördliche Armenien. Die Berge voller Schnee, die Hügel immer noch nur von dem
Gras des Vorjahres bewachsen, und ganz ohne Bäume; die Häuser alle aus
denselben grau-braunen Steinen, die direkt vor Ort aus dem grau-braunen Boden
abgebaut werden. Selten einige bunt blühende Obstbäume zwischen leerstehenden
Industrieanlagen. Dazu Regen und Wind.
Mitten in diesem Landschaftseindruck gefangen, besuchten wir
die Stadt Gyumri, die 1988 durch ein Erdbeben schwer zerstört und bis heute
noch nicht vollständig wieder aufgebaut wurde. Das Zentrum ist von sehr viel
Weite - um nicht zu sagen Leere - geprägt, hat aber zum Glück auch einige schöne
Ecken, um uns nicht vollends zu deprimieren…
Dabei hatten wir eigentlich gar keinen Grund deprimiert zu
sein: Wir hatten erst am Tag zuvor erfahren, dass unser Antrag für einen Letter
of Invitation (LOI) für den Iran endlich angenommen worden war und wir nun in
Jerewan unser Visum würden beantragen können! Aber da dieser Gedanke die Stadt nicht wirklich schöner machte, fuhren
wir nach einer kurzen Besichtigung des „Museums für Landwirtschaft und Handwerk“
weiter in Richtung Hauptstadt.
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Sichere Stromversorgung in Gyumri |
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Amerikanischer Schulbus vor dem Regierungsgebäude in Gyumri |
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Kaffestand auf dem Markt in Gyumri mit Preisen in Armenischen Dram (Wechselkurs ca. 1:500) |
Unseren
Stellplatz für die Nacht fanden wir auf einem Feldweg auf 1900 Höhenmetern, was
in einem Land das zu 90% oberhalb von 1000 Metern liegt, nicht mal einem
wirklichen Anstieg gleichkommt. Der Weg war trocken und gut befahrbar und so
ließen wir uns wieder auf das Risiko ein, einen, wenn auch nur kaum
nennenswerten, Hang hinunterzufahren… Als es dunkel wurde begann es erst zu
regnen und als wir eine Stunde später die Tür aufmachten und einen Blick nach
draußen warfen, hatte der Regen lange aufgehört und sich stattdessen in Form
von zehn Zentimeter Schnee auf dem Boden versammelt. Für die Nacht konnten wir
unsere Sorgen vor dem Steckenbleiben noch recht erfolgreich zur Seite schieben
und frühstückten am nächsten Morgen schön gemütlich zwischen Sonne und Schnee.
Doch als der Schnee schmolz, verwandelte er den gesamten Weg in ein
Schlammparadies und wir verbrachten die nächsten Stunden damit, uns mit
Schneeketten und viel Frustration erst den winzigen Huckel hinauf und dann zurück
auf die Straße zu kämpfen. Aber zur Belohnung gab es einen wunderbaren Blick
über das Tal von Jerewan und den Ararat im Hintergrund!
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Erwachen im Neuschnee und die erste Sichtung des Ararat |
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Endlich: Der Moment für die Sonnenbrillen |
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Drei Stunden später, hundert Meter weiter... |
Zu unserer Überraschung überraschte uns Jerewan überraschend
positiv. Obwohl die Stadt eines der frühesten Beispiele sozialistischer
Baukunst ist, ist es gemütlich, grün und schön. Die Häuser sind ebenfalls fast
alle aus dem bereits erwähnten graubraunen Gestein gefertigt, es gibt ein paar
wunderbare Prachtstraßen, die alle zum Ararat ausgerichtet sind und natürlich
dürfen weder die Plattenbauten noch das – unvollendete - Denkmal für 50 Jahre
Sowjetunion fehlen. Aber die meisten
Straßen sind als Alleen angelegt und mit Cafés gefüllt, es gibt viele Parks und
Kunst an allen möglichen öffentlichen Plätzen. Die sonnigen 25 Grad und der von
Wolken fast ungestörte Blick auf den Ararat trugen natürlich noch zusätzlich
ihren Teil zu diesem positiven Stadtbild bei.
Etwas irritierend blieb für uns die große Präsens von
Polizei und Militär, insbesondere im Zentrum. Immer wieder begegnen uns zum
Beispiel Vierergruppen von Polizisten, die die verschiedenen Verkehrsteilnehmer
mit Trillerpfeifen zurechtweisen, sobald es zu einer Beinahe-Überschreitung der
Verkehrsregeln kommt. So werden immer wieder Fußgänger energisch von einem
Polizisten zurechtgepfiffen, die die Straße an anderer Stelle als am
Zebrastreifen kreuzen wollen, während die anderen Drei daneben stehen, rauchen
und versuchen streng zu gucken. Wir nennen sie belustigt die „Pfeifen“, was
aber der offensichtliche Beobachtung und Kontrolle durch die Staatsmacht nicht
das etwas beklemmenden Gefühl nehmen kann.
Wir begaben uns an unserem ersten Morgen in der Stadt direkt
zur iranischen Botschaft; gaben eine Passportkopie, einen Versicherungsnachweis
und ein Passfoto ab und mussten eine A4 Seite mit Fragen zur Person ausfüllen;
dann durften wir direkt zur Bank im Zentrum fahren um wahlweise 50 oder 75 Euro
pro Person einzuzahlen, je nachdem ob wir nur einen Tag oder ein Woche auf
unser Visum warten wollen. Weil wir mittlerweile etwas genervt/ungeduldig/aufgeregt
waren, was die Iranvisumsfrage angeht, wählten wir die teurere aber schnellere
Variante. Nachdem wir zurück zur Botschaft gefahren waren und den
Einzahlungsbeleg abgegeben hatten, konnten wir uns schon mal etwas entspannter
zurücklehnen. Und am nächsten Morgen wurden uns tatsächlich unsere Pässe
zurückgegeben. Und es sind tatsächlich Iran-Visa für tatsächlich 30 Tage drin!
Durch selbstverschuldete Versäumnisse und das iranische
Neujahrsfest hat die Visumsbeantragung nun Alles in Allem einen Monat länger
gedauert, als wir anfänglich erwartet hatten. Unser Praktikum in Teheran hätte
bereits am 6. April beginnen sollen. Aber da uns die vorläufige Bestätigung,
dass wir das Praktikum antreten dürfen, auch erst am 6.April zugeschickt wurde
und wir bis heute noch keine ganz offizielle Bestätigung erhalten haben, hoffen
wir das Praktikum auch einen Monat später beginnen zu dürfen…
Also noch etwas Zeit, Armenien zu erkunden, wenn man schon
mal da ist.
In Jerewan besuchten wir noch das historische Museum, das
sogar zur Hälfte schon mit englischen Schautafeln versehen war, zusätzlich zu
den vorhandenen armenischen und russischen, das Museum über Sergej Parajanov,
einem armenischen Künstler und Regisseur, der sehr viele skurrile, aus den
unterschiedlichsten Materialien gefertigte Puppen und Bilder hinterlassen hat
und trotz der Repression unter dem sowjetischen Regime und mehrerer Jahre im
Gefängnis vier international bekannte Filme gedreht hat.
Am Samstag besichtigten wir außerdem die Gedenkstätte für
den, an den in der Türkei lebenden Armeniern, 1915/1916 begangenen Genozid. Das
ganze Land bereitete sich auf den 100jährigen Gedenktag am 24.04. vor, klebte
Plakate, baute Tribünen, putzte Kongresshallen. Als Zeichen des Gedenktages
wurde eine lilafarbene Blume ausgewählt, die einem überall in Form von
Ansteckern oder Aufklebern begegnet. An dem Sonnabend hatten sich viele Schulklassen,
Lehrer und Eltern an dem Denkmal versammelt um Blumen niederzulegen und
gemeinsam zu singen und zu beten, während sich die Türkei weiterhin weigert,
den Tod von ca. 1,5 Millionen Menschen als von der türkischen Regierung
mitverschuldeten Völkermord anzuerkennen.
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Blick über das Zentrum von Jerewan und den Ararat |
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Blick über das zentrumsferne Jerewan, vom Treppenaufgang eines Hochhauses. |
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Sicherheit geht vor: Kabel im Treppenhaus eines Plattenbaus |
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Die Kaskade von Jerewan |
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Figurengarten in Jerewan |
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Und Jerewan liegt schon auf 900 Metern über Null... |
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Der Opernplatz in Jerewan, der sich am Wochenende mit Kindern auf gemieteten Fahrrädern und in kleinen Elektroautos füllt. |
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Eine U-Bahn-Station der einen Metro-Linie Jerewans |
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Aus Grau wird Blau: Vorbereitungen für den 100. Gedenktag des Völkermordes |
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Genozid-Denkmal Zizernakaberd in Jerewan |
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Im Inneren des Denkmals: Blumenniederlegung an der ewigen Flamme |
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Kongresshalle in der Nähe des Genozid-Denkmals |
Nach drei Tagen Hauptstadt wurde es wieder Zeit für ein paar
Klöster, um die man in Armenien einfach nicht herum kommt. (Auch wenn man
vielleicht manchmal möchte.) Zunächst der "Vatikan der Armenischen Kirche", Echmiazin - eine große Anlage, in der die armenische Geistlichkeit ihr Zentrum hat. Anschließend fuhren wir nach Khor Virap, einem Kloster das 500
Meter von der türkischen Grenze entfernt ist, und genossen den Blick auf den 5165
Meter hoch vor uns aufragenden Ararat am Abend und am Morgen. Wir fuhren außerdem
nach Garni, wo ein antiker Tempel über einer wunderschönen Schlucht thront und
nach Geghard, wo sich ein großer, teilweise direkt aus dem Fels geschlagener,
Klosterkomplex befindet.
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Eine der vielen Kirchen in Echmiazin |
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Moderner Außenaltar in Echmiazin |
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Der Ararat bei Khor Virap |
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Der Garni-Tempel |
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Blick auf das Tal von der Anhöhe des Garni-Tempel |
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Kerzen im Geghard-Kloster |
Von den Engländern hatten wir von dem (wahrscheinlich
einzigen armenischen) Campingplatz erfahren, der erst in diesem Jahr neu
zwischen Garni und Geghard eröffnet hatte. Der Platz ist an ein B&B
angeschlossen und wird von einem holländischen Ehepaar betrieben, das durch die
Anfänge der armenischen Rosenzucht vor drei Jahren hierher verschlagen wurde.Der
mit Obstbäumen gefüllte Garten wird von zwei Hunden, einer Katze, einigen
Tauben und Hühnern, einem Truthahn und einer Handvoll Blindschleichen bewohnt
und von der Terrasse kann man das Tal überblicken. (Dies soll natürlich keine
Werbung werden, aber wenn ihr mal ein paar Tage entspannten Urlaub in Armenien machen
wollt:
http://www.bedandbreakfast3gs.com
)
Wir wurden unglaublich herzlich willkommen geheißen, an den
Abenden bekocht und tagsüber mit Gebäck und Bonbons verwöhnt und erfuhren viel
über Armenien. Die Beiden erzählten Geschichten von Frauen, die hier noch immer
unbekannter Weise an armenische Amerikaner oder Russen verheiratet werden und
von dem Schicksal des armenischen Waldes: Nach dem Zusammenbruch der
Sowjetunion lieferte Russland mehrere Jahre kein Gas nach Armenien und viele
Bäume wurden als Brennholz geschlagen. Aber sie berichteten auch von der
armenischen Gastfreundschaft, dass die Leute ihre Autos im Dorf nicht
abschließen müssen und aus Liebe auch mal eine Braut geraubt wird, wenn der
Vater der von dem Paar gewünschten Hochzeit nicht zustimmen will.
Wir blieben drei Tage, überarbeiten die deutsche Übersetzung
der Informationsmappe und der Internetseite des B&B, bastelten am Auto
herum und reinigten die Schneeketten in liebevoller Detailarbeit. Mit der
Vermieterin des B&B als Übersetzerin bewaffnet, begaben wir uns auch in die
nahegelegene Autowerkstatt um einem eigenartigen Geräusch auf den Grund zu
gehen, das vornehmlich bei intensiver Benutzung der Stoßdämpfer auftritt. Aber
die Mechaniker gaben Entwarnung: Es ist einfach nur Dreck und keine ernsthaften
Beschädigungen. Bloß unsere Hupe verweigert auch nach dem Werkstattbesuch
weiterhin ihren Dienst…
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Offene, leider erfolglose, Stimmband-OP |
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In der Campingküche des B&B 3Gs mit Sandra und Marty |
In den letzten Tagen ging es unweigerlich immer weiter nach
Süden und Armenien zeigte uns plötzlich und unerwartet sein wundervolles,
grünes, sonniges, teilweise sogar bewaldetes, steiniges, schroffes und
moosweiches Gesicht. Der Sewansee, der um einiges größer als der Bodensee ist
und auch noch 1900 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ließ uns von einem
Segelboot träumen - auch weil es das einzige auf dem ganzen See gewesen wäre.
Die nachfolgenden Obstbaumtäler wirkten zwischen den daneben aufragenden
zerklüfteten Hängen wie ein kleines Paradies.
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Khachkars (Kreuzsteine) am Sewansee in Noratus |
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Sewansee |
Den Gedenktag des Genozides verbrachten wir, etwas zu
unserem Bedauern, wegen anhaltenden Schneeregens zu Hause, statt uns
unüberdacht Reden auf Armenisch anzuhören. Die Ereignisse um den Gedenktag
erreichen uns erst einige Tage später. Aufgrund seiner Äußerungen über den
Völkermord beispielsweise werden wir von einem Armenier, als er erfährt dass
wir Deutsche sind, direkt für unseren Präsidenten gelobt: „Germany and Armenia
are good friends!“
Neben der immer staunenswerteren Natur gab es außerdem noch
ein paar architektonische Highlights: Eine alte Burg-Ruine auf einem schmalen
Bergkamm, von der aus sowohl das rechts als auch das links liegende Tal
überblickt werden konnten und die „Wings of Tatev“, die mit über 5700 Metern Strecke
längste Seilbahn der Welt, die an nur drei Pfeilern befestigt über zwei Täler
in 15-minütiger Fahrt zum Tatev-Kloster führt.
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Kreative Wiederverwertung (Falls noch jemand 15 Autowracks und einen Herd übrig hat und absolut nicht weiß, was er damit anfangen soll) |
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Burgruine Smbataberd bei Yeghegis |
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Schwer an unsrem Mobil interessierte VerkäuferInnen eines Supermarktes in Yeghegnadzor |
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Ein Stellplatz zwischen den weichen Hügeln des südlichen Armenien |
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Tatev-Kloster |
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Hinweisschild an der Seilbahn: Dinge die man (nicht) tun sollte. |
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Blick über das Tal von einer der Seilbahnstationen |
Mitt
lerweile sind wir in Goris
angelangt und befinden uns damit auf der Hauptstraße zur iranischen Grenze.
Manchmal fällt es einem schwer, diese Hauptverkehrsstraße als das zu nehmen was
sie ist. Führt sie doch über zwei Pässe mit entsprechend scharfen Serpentinen,
eine weite Hochebene und einige Städte. Immer wieder gibt es kurze Abschnitte
ohne Asphalt. Aber immer häufiger kommen uns iranische LKWs entgegen und
erinnern uns daran, dass wir in ein paar Tagen an der Grenze sein werden.