Beyşehir und seinen See hinter uns lassend brachen wir nach
Konya auf. Anfänglich noch durch die Berge, um die Stadt am Anfang einer Ebene
zu finden, die uns noch bis zum nächsten Tag begleiten sollte. Konya ist die
fünfte Millionenstadt der Türkei die wir hier besuchten. An den Verkehr haben
wir uns scheinbar recht gut gewöhnt mittlerweile, wir steuern die Cloudmachine
mit viel mehr Ruhe durch den türkischen Verkehr, als noch in Istanbul.
Dreispuriger Verkehr auf zweispurigen Straßen und Motoräder mit Fahrer, einer
Frau im Damensitz dahinter, mit einem kleinen Kind auf dem Schoß und alle ohne
Helm oder waghalsig bepackte LKWs entlocken uns zwar noch immer Laute des
Staunens, bringen uns aber nicht mehr allzu sehr aus der Fassung. (Und bleibt
man den großen Städten fern, erstreckt sich die Türkei bisher fast vollständig
auf neuen, zweispurig ausgebauten Schnellstraßen und ebnet uns den Weg)
Konya ist eng verknüpft mit dem Sufismus, der vor allem
durch die tanzenden Derwische bei den Touristen einen gewissen Bekanntheitsgrad
erlangt hat. Einen solchen spirituellen Tanz, mit dem sich die Mönche wohl in
eine Art Ekstase versetzten und der hier seit einem Verbot durch Atatürk nur
noch zu touristischen Zwecken vollzogen werden darf und in der Hinsicht auch so
gut wie möglich ausgeschlachtet wird, haben wir zwar nicht gesehen. Dafür haben
wir das Kloster in Konya besucht, in welchem früher Mönche des Mevlana-Ordens
lebten und laut Museum auf einem Brett mit einem Nagel ihren Tanz, langes
Drehen auf einer Stelle, probten.
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Blick aufs Mevlana-Kloster und angrenzende Moschee |
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Grab des Begründers des Mevlana-Ordens im Mevlana-Kloster |
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Darstellung der Tanzproben |
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Einkaufsstraße in Konya |
Als wir die Stadt verließen, wurde es bereits dunkel. In der
Abenddämmerung brachen wir in Richtung Aksaray auf, auf 1000 Höhenmetern
breitete sich vor uns eine Hochebene aus, in der der Blick nur noch von den
großen Werbeschildern am Straßenrand abgelenkt werden konnte und von den Bergen
weit am Horizont. Jede Kurve wurde zu einem Erlebnis, weil sie die unerwartete
Benutzung des Lenkrads gebot.
Die Nacht verbrachten wir in Sultanhanı, im Vorgarten des
Hauses eines Campingplatzbesitzers, der trotz geschlossenem Zeltplatz nicht auf
Gäste verzichten wollte. Dessen Bad wir zumindest solange benutzen durften, solange
er nicht schlief, (ungefähr bis 22 Uhr) der eine warme Dusche versprach und am
Ende einen Eimer mit kaltem Wasser vorweisen konnte, ohne Internet, aber mit
Strom und Frühstück. Und mit festen Ansichten über das Leben, Religion und
Politik, die es uns bei Tee zu unterbreiten galt.
Wieder um eine Erfahrung reicher brachen wir am nächsten
Morgen zu einer im Ort gelegene Karawanserei aus dem 13. Jahrhundert auf. Auf
den ersten Blick im gesamten Ort nur Männer auf der Straße, in den Restaurants
und Läden, nach vier Querstraßen eine Frau mit Kopftuch und dann an der
Karawanserei, mitten im Nirgendwo, wieder drei Touristenbusse. Also auch mal
ein positiver Nebeneffekt: In der Masse untertauchen und sich weniger
beobachtet fühlen! : )
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Straße nach Ihlara |
Das Tagesziel Ihlara erreichten wir, nachdem wir den Rest
der Ebene gekreuzt hatten. Am Rand, über den Wolken, einen der Vulkane im
Blick, der vor vielen Jahrtausenden zum heutigen Aussehen der Gegend beitrug, erreichten
wir plötzlich die Berge mit ihren faszinierenden Tuffsteingebilden. Wir
besuchten in Ihlara das Peristrema Tal, welches über 50 Höhlenkirchen aus dem
11. und 12. Jahrhundert beherbergt, und wandelten dort am Fluss entlang durch
die tiefe Schlucht.
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Peristrema Tal |
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Höhlen im Peristrema Tal |
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gewagte Überquerung des reißenden Stroms |
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schwer beschädigte Wandmalereien in einer der Höhlenkirchen im Peristrema Tal |
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ehemalige Höhlenwohnungen bei Ihlara |
Mit Göreme und unserem Stellplatz auf dem sicher nicht
fehlbenannten Panorama-Camping, haben wir wohl gestern den Höhenpunkt
Kappadokiens erreicht. Die Natur hat sich hier sichtlich ausgetobt und anschließend
kamen noch die Menschen und haben die Situation so gut genutzt wie nur eben
möglich. Durch das weiche Lava-Gestein konnte jeder Hügel ausgehöhlt und zu
Häusern, Kirchen, Gräbern und Viehställen verwandelt werden.
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Blick von der Terrasse unseres Zeltplatzes auf das Tal von Göreme |
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Tuffkegel | |
An anderer Stelle, wie zum Beispiel der unterirdischen Stadt
Derinkuyu, die nur eine von Vielen in dieser Region ist, wurde der Untergrund
effektiv genutzt indem über mehrere Stockwerke eine ganze Stadt in die Tiefe
gebaut wurde. Mit ausgeklügelten Belüftungs- und Bewässerungsanlagen. Und vermutlich
einem 9 Kilometer langen Verbindungstunnel ins Nachbardorf. Aus eigener
Erfahrung können wir nun sagen, dass auch 55 Meter unter der Erde das Atmen in
diesen alten, vermutlich noch vor dem 12.Jahrhundert erbauten Anlagen, noch
recht entspannt ist, auch wenn der Blutdruck etwas verwirrt war, ganz zu
schweigen von der geistigen Überwindung, dort durch die engen Gänge zu
krabbeln.
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Aufstieg aus der unterirdischen Stadt |
Im Moment sitzen wir aber wie gesagt weit oberhalb aller
Höhlenwohnungen und Cave-Hotels und genießen die Aussicht. Gestern früh haben
wir um halb sieben über 40 Heißluftballons dabei zugesehen, wie sie das Tal
durchfuhren! Und manchmal ist es ganz unabhängig von der Aussicht auch einfach
schön, morgens aufzuwachen und ganz entspannt in den Tag starten zu können,
weil man einfach Nichts vorhat, außer die Weite des Blicks zu genießen.
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Ballonflüge in Göreme |