Dienstag, 17. Februar 2015

Istanbul für Anfänger III



In unserer Freizeit wollten wir natürlich auch weiterhin die Stadt entdecken. Alle Ecken, die es zu sehen gibt.
Den Gülhane Park vor dem Topkapı Palast, der durch weiße Mülleimer mit goldenen Griffen und insgesamt strenger Ordnung beeindrucken konnte, aber ansonsten im Winter natürlich kein spektakulärer Anblick ist.
Das archäologische Museum - eine große, sehr große Sammlung von historischen Gegenständen, hauptsächlich aus dem Zeitraum von 600 v. bis 600 n. Chr. Ohne die entsprechende Bildung sind die meisten Stücke aber natürlich eher bedeutungslos und die Betafelung tut nicht gerade ihr Äußerstes, um diesen Zustand zu ändern. Aber dennoch einen Besuch wert. Lehrreich für uns: Zu welchen prähistorischen Zeiten, die Leute nicht nur Faustkeil und Keule (na gut, eher Kupferschüsseln) bei sich führten, sondern auch schon Glas.
Die Istiklal Caddesi und ihre Buchläden, sowie die Gegend um den Galata-Turm, die durch schöne kleine Gässchen, samt niedlichen Lädchen überzeugen können.
Der Weg nach Ortaköy, der durch die beeindruckende Untertunnelung von der Metrostation Gayrettepe bis zu dem bombastischen Zorlu Einkaufszentrum. nicht attraktiv, aber durchaus beeindruckend war. Der Rest war dann eher wie unten zu sehen. Ortaköy selber ist ein kleines Hafenviertel und speziell am Wasser auch durchaus sehenswert. Die entsprechende Moschee vor dem Hintergrund der Bosporusbrücke latent surreal. Eine Oase der Stille, nachdem wir dann noch einige Kilometer entlang der Hauptstraße wandeln mussten, war ein kleiner Park irgendwo da an der Çırağan Cd, der aber wohl im Frühjahr durch eine Tulpenpracht überwältigt, im Winter vor allem entspannend ruhig war.
Dann eine weitere Überfahrt nach Kadiköy, was uns durch seine fast schon albernen Antiquitätenläden erneute anzog und durch sein etwas entspannteres, aber immer noch geschäftiges Treiben in den kleinen Straßen. Sehr angenehm dort. Außerdem ist die Überfahrt über den Bosporus immer wieder toll.
Auch das Istanbul Modern, also ein Museum für zeitgenössische Kunst, hatte sehr tolle, kreative und kunstfertige Exponate hauptsächlich türkischer Künstler zu bieten, inklusive einer Mehmet Güleryüz Retrospektive, dessen Bilder und Skulpturen einen immer etwas unwohl werden ließen, aber dadurch umso mehr faszinierten. Die Gegend drumherum besticht durch hübsche Künstlercafés und sehr vielen sehr gemütlich anheimelnden Shisha-Bars.
Im Gewirr eines kleinen Basars ist noch die Rüstem Paşa Cami (Moschee) versteckt, die im Innenraum ganz wundervoll bekachelt ist. Der weitere Weg sollte uns über die Fatih Moschee bis zum Chora Museum führen und mit jedem Schritt wurde es untouristischer. Wo in der Nähe der Rüstem Paşa in einer Straße noch die Händler in ihren Bauchläden irgendwelche Viagra-Generika an die sich durch Gassen wälzenden Menschenströme veräußern wollten, war Sandra in der Gegend um die Fatih Cami, im Prinzip die einzige Frau, die ohne Kopftuch zu sehen war. Und dass ich keinen Kaftan und entsprechenden Turban trug, war auch schon auffällig. Die Fatih Moschee beeindruckt aber im gleichen Maße, wie davor schon die Süleymanyie und die Blaue Moschee durch schiere Größe und kunstfertige Gestaltung, diesmal allerdings minus Touristen. Das Chora bzw. Kariye-Museum ist ein Kloster irgendwann um 400 n. Chr. erbaut, in dem in den 1970er Jahren ein paar Kunsthistoriker rumkrabbelten, um dann festzustellen, dass hier einige der schönsten und besterhaltensten Mosaike der byzantinischen Zeit zu sehen sind. Auch wenn der Hauptraum aufgrund von 'construction' derzeit nicht betretbar ist, war auch der Rest sehenswert, da auf den paar Quadratmetern Wänden und Decken so viele und gut anzusehende Mosaike hingequetscht wurden, dass es eine Augenweide ist. Auf dem Weg vom Chora Museum bis runter zum Bosporus waren wir beinahe allein, die Häuser ärmlich einfach und die Ladendichte nahe null. Weiter weg von dem, wie Istanbul uns bisher erschien, konnte man kaum kommen.
Außer am Sonntag, an dem wir uns entschieden, da das Wetter nicht furchtbar sein sollte, auf die Prinzeninseln zu fahren. Also auf nach Kabataş, mit unserem ganz normalen Ticket eine Fahrt für etwas über einen Euro gelöst und schon schipperten wir anderthalb Stunden zu dem Naherholungsgebiet Büyükada. Autofrei, voller Natur und jahreszeitlich bedingt auch ohne großartige Touristenmassen, konnten wir bei fast sonnigem Wetter durch die Zypressenwälder spazieren, um letztendlich auf einem Berg sitzend den unendlich weiten und zutiefst kontemplativen Blick aufs Meer aufzusaugen. Istanbul konnten wir zuvor von Weitem beobachten, seine unfassbare Dimension und seine unnachahmliche Stadtgestaltung, die aussieht, als ob jemand einfach einen sehr großen Eimer voller Häuser über die Hügel ausgeschüttet hätte.

Es bleibt dabei, Istanbul ist sehr facettenreich. Sehr groß. Sehr hektisch. Sehr schön. Beeindruckend. Und nach drei Wochen, haben wir den Eindruck ein wenig das Gefühl für die Stadt bekommen zu haben, womit wir sie nun ruhigen Gewissens hinter uns lassen können.

Holzhäuser gegenüber der Ayasofia

Auf der Istiklal Caddesi
Krippe vor St. Antonius

Hafen von Kadiköy


Weg nach Ortaköy

Vor der Ortaköy-Moschee
Ortaköy-Moschee

Ortaköy

In der Rüstem Paşa Cami
Stadtteil Fatih

Vor der Fatih-Camii


Im Chora-Museum

Auf der Büyükada


Büyükada



Blick von der Büyükada auf die asiatische Seite Istanbuls