Sonntag, 1. Februar 2015

Istanbul für Anfänger II

Nach dieser überaus anstrengenden halben Arbeitswoche konnten wir dieses Wochenende endlich wieder auf Entdeckungstour gehen! Der Freitagnachmittag brachte uns nicht nur den schon am letzten Sonntag ersehnten Besuch auf dem Basar, sondern auch noch einen beeindruckend Blick von den Dächern der Stadt. Es gibt Foren im Internet, in denen von diesem Geheimtipp gemunkelt wird, es heißt, man müsse einen bestimmten Menschen finden, an einer nicht ganz genau beschriebenen Stelle, dieser führe einen gegen ein kleines Trinkgeld zu einer Tür, dahinter gebe es eine Treppe....

Und dann: ist man plötzlich auf dem Dach, nicht weit vom großen Basar entfernt, mit dem herlichsten, unverbautesten Blick auf den Bosporus, den man sich vorstellen kann.

Im Vordergrund die Neue Moschee, dahinter der Bosporus
Süleymaniye Moschee im Hintergrund, davor die Dächer, auf denen wir wandelten.
Fabi ist auch da!
Empfangstechnik aus der Zukunft

Nachdem wir eine ganze Weile auf dem buntgeflickten Dach umhergewandert waren, das wirklich noch als Geheimtip durchgehen kann, ließen wir uns in das Basargetümmel fallen und schoben uns mit tausenden Anderen an Tüchern, Taschen, Gold und Silber, Hemden, Hosen, Fliesen, Schüsseln, Seifen, Teppichen, Antiquitäten und weiteren unzählbaren Kleinigkeiten vorbei. Auf der Suche nach einem leichten Kopftuch für unseren weiteren Reisen gerieten wir an einen der unaufdringlichsten und freundlichsten Verkäufer den wir uns wünschen konnten, der mir ungefähr jedes zweite Tuch aus seinem Laden um den Hals hängte und sogar zwei Tücher an den Enden für uns anzündete, um uns den Qualitätsunterschied zu erklären. Und im Gegensatz zu den anderen, die einem in den touristischen Vierteln von jeder Straßenecke das selbe einfallslose "Excuse me, yes!" entgegenschleudern, ganz unabhängig von der Ware, die sie verkaufen wollen, haben wir uns nicht bedrängt und pflichtschuldig gefühlt, etwas kaufen zu müssen, bloß weil wir unseren Blick haben darüber schweifen lassen, sondern gern etwas mitgenommen. Sogar Fabi hat er geschafft ein Tuch aufzuschwatzen!: ) Ich bin gespannt, wer von uns beiden es am Ende tragen wird.

Die Schmuckgasse auf dem Großen Basar

Den Tag beendeten wir mit einem ersten Ausflug auf die asiatische Seite. In der Abenddämmerung setzten wir mit der Fähre nach Kadiköy über und genossen noch für einige Stunden dieses Viertel.

Auch völlig unverstellt: der Bosporusblick von der Fähre

Istanbul zeigt sich auf jedem Meter von einer anderen Seite. Es kann scheinbar alles sein, was es will und alles auf einmal. Auf dem Wasser und den Dächern ruhig, in den Straßen erfüllt von Gehupe und Sirenen. Alt in seinen Grundmauern und glänzend neu in seinen frisch erbauten Hochhäusern. Dreckig, aber für eine solche Stadt unglaublich sauber. Am Himmel reihen sich gleichzeitig fünf Flugzeuge in den Landeanflug wie eine Lichterkette über der Stadt und in den Cafes sitzen die Menschen gemütlich beisammen, trinken Tee und spielen Brettspiele. Wir sind immer abwechselnd überrascht, begeistert, erschrocken, überfordert, verträumt oder benommen. Diese Stadt nervt. Und doch ist sie wunderschön.