Dienstag, 17. Februar 2015

Arbeiten in der türkischen Privatklinik II

Das Istanbul Cerrahi Krankenhaus in Fulya
Seit Freitag ist die Arbeiterei vorbei. Wir verabschiedeten und bedankten uns. Wir bedankten uns für die tollen Menschen, die uns fast ausnahmslos offen begegneten. Die uns erklärt und gezeigt haben, was sie tun und wenn es mal nichts zu zeigen gab, für nette Gespräche offen und bereit waren. Wie zum Beispiel die Neurologin Nalan, die uns erstmal direkt an einen Freund in Kaş weitervermittelt, der uns dort herumführen kann, wenn wir es  besuchen sollten. Oder der Internist Ümit, der uns abwechselnd in brillantem Englisch oder verstörend österreichischem Deutsch (er studierte in Österreich) in ein paar Besonderheiten des türkischen Gesundheitswesen einführt. HNO-Arzt Aytuğ, der stundenlang von seinen großartigen Erkenntnissen in der Erforschung von Geruch und Geschmack berichtet, welche er in enger Zusammenarbeit mit einem Dresdener Forschungsteam errungen hat.  Oder die Radiologinnen Aylin und Efsun, mit denen wir uns sowohl über Filme und Musik, als auch über Gesellschaft und Politik in der Türkei und in Deutschland austauschen. Ebenso mit dem Augenarzt Mahir, mit dem wir zwischen ein paar Patienten über die Migration in Deutschland diskutieren. Auch der Check-Up-Arzt Lütfi ist für jede Frage offen und bietet uns zahlreiche Hilfen an. Desgleichen die Sekretärin Özge. Diese Menschen hebe ich jetzt nur hervor, weil wir mit ihnen längere und fruchtbarere Gespräche führten, aber letztendlich durften wir ungefähr sieben Mal jeden Tag erläutern, wer wir sind und was wir machen, wo wir genau herkommen und wie es uns in Istanbul gefällt, weil Mitarbeiter, Patienten und Angehörige von Patienten uns interessiert fragten und mit viel Offenheit begegneten Wir bedankten uns auch für die sehr gute Mittagsbespeisung, die uns eine hervorragende türkische Küche präsentierte, wie sie halt nicht auf der Straße sondern eher in privaten Haushalten anzutreffen wäre. Und wir bedankten uns für den ganzen Aufwand, der für uns gemacht wurde; dass so lange mit Dolmetschern, Sekretärinnen und sonstigem Personal herum organisiert wurde, bis uns auch der kleinste Satz erklärt werden kann und dass alle nach anfänglicher Verwirrung und Überforderung es möglich machten uns irgend etwas Interessantes zu zeigen.
Verabschiedet haben wir uns allerdings auch von den sehr ruhigen Stunden, in denen mangels Patienten nichts mit uns gemacht werden konnte oder in denen wir einfach nur auf jemanden gewartet haben. Oder dem aufmerksamen Beobachten, wie zwei Leute sich in der Anamnese oder - noch schlimmer - am Telefon zwanzig Minuten lang auf Türkisch bequasseln, ohne eine kurze Zwischenübersetzung, um was es eigentlich geht.
Insgesamt stellen wir aber fest, dass sich zumindest in der Privatklinik, die räumlichen und diagnostischen Möglichkeiten nicht großartig von unseren unterscheiden. Das Arbeiten unterscheidet sich in der wesentlich geringeren Patientendichte und der reduzierteren Dokumentation, ansonsten wird ähnlich vorgegangen, wie in Deutschland. Eigentlich müsste jetzt zum Vergleich noch der Besuch eines staatlichen Krankenhauses folgen, was uns aber von vornherein nicht möglich war, da keines der staatlichen Häuser auf unsere Anfrage reagierte. Außerdem wollen wir ja nun erstmal weiter fahren und das Land auch außerhalb von Krankenhäusern und Großstädten erkunden.

Blick auf den Stadtteil Fulya