Sonntag, 1. Februar 2015

Arbeiten in der türkischen Privatklinik

Unsere erste Woche Arbeitswoche in Istanbul begann mit einem kleinen Organisationsmarathon. Wir brachen Montag (in aller Frühe!; ) in Richtung Istanbul Cerrahi im Viertel Sisli auf. Wir hatten im Vorfeld sechs oder sieben verschiedene Häuser angeschrieben, Lebensläufe und Letter of Motivation verfasst, aber wenn vielleicht eingangs noch eine Mail zurück kam, welche Unterlagen einzureichen sind, breitete sich anschließend Stille im Email-Verkehr aus... Das Istanbul Cerrahi antwortete nur kurz, dass wir ein Gespräch mit dem medizinischen Direktor zu führen hätten; wir sollten uns melden, wenn wir angekommen sind. Gesagt, getan! Mit unserem Erscheinen kurzzeitig Verwirrung stiftend, lernten wir innerhalb einer halben Stunde fünf verschiedene Verantwortliche kennen, die uns dann jeweils an den nächsten Verantwortlichen weiterleiteten. Als wir irgendwann ausreichend weitergeleitet worden waren und jeder mit jedem einmal telefoniert hatte, gab es einen Termin beim Direktor. Dieser ließ einige unserer Unterlagen kopieren, erfragte unsere Stationswünsche, servierte Tee und wirkte nicht ganz überzeugt von unserer Behauptung, mit dem Auto angereist zu sein und dann auch noch darin zu schlafen. Aber es klappte Alles. Am nächsten Tag erhielten wir von seiner Sekretärin einen ausgefeilten Plan, der zwar nicht dafür gedacht ist, einen tieferen Einblick in ein bestimmtes Fachgebiet zu bekommen, aber uns jeden Tag zu einem anderen Arzt rotieren zu lassen. Das Krankenhaus ist privat, die Ärzte arbeiten wie in einer Poliklinik voller neuer Geräte für alle erdenklichen Untersuchungen und Operationen und verteilen fleißig Visitenkarten, damit die Patienten beim nächsten mal auch wiederkommen. Und alle schimpfen geschlossen über die schlechten Arbeitsbedingungen in den staatlich geführten Krankenhäusern ...

Der nächste Punkt auf der Wochenordnung war, eine feste Bleibe zu finden, um nicht für die nächsten drei Wochen das (Plumps-)Klo mit den Fußballern teilen zu müssen und auch, um mal ein wenig anzukommen, Klamotten zu waschen, ein bisschen Platz zu haben...

Das Internet bietet gerade hier eine große Handvoll Möglichkeiten und nach zwei Besichtigungen entschieden wir uns für eine kleine Zweiraumwohnung, die wir uns mit dem türkischen Vermieter teilen, der nebenbei Gesang unterrichtet, Armbänder entwirft, Musik macht und eigentlich nie zu Hause ist. Die Küche hier ist kleiner als bei uns im Bus, aber ins Bad passen wir beide! Der Weg zum Krankenhaus ist nicht weit und die Straße, obwohl sie gerade breit genug für zwei Fußgängerwege und ein Auto ist, hält alles bereit, was man sich wünschen kann: etwa sechs kleinere Supermärkte/Obstverkäufer, drei Bäcker, ein Süßwarenladen, zwei Fischverkäufer, eine Drogerie, ein Internetcafé, ein normales Café, zwei Handyläden, ein Çiğ Köfte-Verkäufer, ein Stand voller Krimskrams, ein Geschäft für Pappteller und -becher, eine Blumenverkäuferin, eine Bank und drei Geldautomaten, ein Herrenfriseur, ein Tattoostudio, und direkt vor der Haustür ein Späti, falls der Orangensaft ausgeht (das Biertrinken haben uns die hiesigen Preise schneller abgewöhnt als gedacht...). Als sich dann in der Nähe noch ein Parkplatz fand, der nicht dem Prinzip 2,10 Meter hohe Tiefgarage folgt, waren wir mit uns und unserem Zweitagewerk zufrieden.

Am Mittwoch begann direkt die Arbeit im Krankenhaus. Die Arbeitszeiten sind für uns sehr freundlich gestrickt, wir müssen erst zwischen neun und zehn da sein. Und die Termindichte ist bei den meisten Ärzten nicht sehr eng gesät, was Zeit für Erklärungen lässt, jedoch auch schnell bedeuten kann, dass wir Wartezeiten überbrücken müssen, oder von einem Arzt zum nächsten geschickt werden, weil dem vorherigen die Patienten für den Tag ausgegangen sind... Aber: es sprechen alle sehr gut Englisch und sind meistens gern bereit, Sachen zu erklären und ihre Gespräche mit den Patienten zu übersetzen.Wir sind gespannt, was die nächsten zwei Wochen bringen werden ...