Sonntag, 25. Januar 2015

Entlang der Schwarzmeerküste bis nach Istanbul

Als wir am Donnerstag versuchten vor dem Nebel und dem Schnee an das Schwarze Meer zu flüchten, mussten wir feststellen, dass dem Nebel kaum zu entkommen war und Constanţa nicht so sehenswert war, wie wir es vielleicht erwartet hatten. Nach einer mehrstündigen Fahrt mit Sichtweiten um die 100 Meter gelangten wir in eine Stadt aus buntbemalten, mindestens 10 Stockwerke hohen Bettenburgen und anderen attraktiven Plattenbauten.

Autobahnraststätte zwischen Bukarest und Constanta


Am Strand von Constanta

Aber: eine ultimative Muschelauswahl
Die Hotels hatten sich alle am Strand auf einer schmalen Landzunge versammelt und waren sich über die Lukrativität der Wintersaison einig. Sprich: Es hatte alles geschlossen! Der Dinosaurierpark war im Umbau, die Campingplätze nur von sträunenden Hunden besiedelt, ein paar Bauarbeiter standen an der vierspurig ausgebauten Straße, über die kaum ein Auto fuhr. Ohne lange weiter nach einer Unterkunft zu suchen quälten wir uns weiter, durch den sechspurigen Feierabendverkehr, um in einem der nächsten Nester eine kleine Pension aufzutreiben und auf den nächsten Tag zu hoffen.

Die bulgarischen Grenzer empfingen uns zur Mittagsstunde des nächsten Tages mit wenig Interesse. Ein Blick in das Auto, durch die schlammig vollgespritze Scheibe, ein Blick auf die Ausweise. Und weiter. Bulgarien überraschte uns mit gut ausgebauten Straßen, Sonne und einem Feeling wie in der Altmark: frisch gepflügte Felder, plattes Land, Windräder und ein paar Trekkerspuren auf dem Weg. Bloß die Zweisprachigen Straßenschilder passten nicht so ganz ins heimatliche Bild...
Insgesamt hat uns die bulgarische Schwazmeerküste ein wenig besser gefallen, als die rumänische. Das mag dem Wetterwechsel zuzuschreiben sein, aber Varna und später Burgas wirkten nicht so ausgestorben,  ungemütlich und runtergekommen, auch wenn wir beiden Städten nur einen kurzen Besuch abgestattet haben.

Am Strand von Varna

Fabi fing gerade an, die ersten kyrillischen Buchstaben erfolgreich zu entziffern, als am nächsten Tag dann schon Türkisch auf dem Lehrplan stand....

Die türkischen Grenzer verpassten unseren Reisepässen ein paar Stempel. Nachdem wir einige Kreise an der Grenzstation gedreht hatten, weil wir nicht sicher waren, was genau zu tun ist, fanden wir schließlich die richtigen Anlaufstellen. Die Bulgaren zweihundert Meter vor den Türken wissen, ob wir irgendwelche verbotenen Dinge bei uns führen, der türkische Kollege fragte nach größeren Mengen Alkohol. Als wir beide Fragen mit Nein beantwortet hatten und unsere Autoversicherung kontrolliert worden war, durften wir durch die Schranke.

Wir sind viel gefahren in den letzten Tagen, rund 3000 km in zwei Wochen, gestern haben wir die dritte Grenzkontrolle passiert, haben die vierte Hauptstadt auf unserem Weg erreicht, hielten die fünfte Währung in den Händen, im sechsten Land.  Noch befinden wir uns auf dem europäischen Kontinent, aber der Blick reicht schon bis Asien. Gestern in Istanbul angekommen, sind wir erstmal froh, etwas zur Ruhe kommen zu können. Nicht gleich morgen wieder Wege suchen und das Navi verfluchen zu müssen, nicht vor Schreck zusammenzuzucken, vor Schlaglöchern oder Hunden, die an der Schnellstraße liegen oder den fahrenden Autos hinterher rennen. Sondern sich selbst unter die vorwitzigen Fußgänger dieser Stadt zu mischen und in einem anderen Tempo die Welt hier zu entdecken.