Donnerstag, 8. Januar 2015

Die letzten Tage in der Heimat

Es ist nicht mal mehr eine Woche, bis wir Deutschland verlassen wollen, um in den Osten aufzubrechen. Immer wieder kommt Hektik in uns auf, trifft uns mit dem Gefühl zwar ganz gut vorbereitet zu sein, aber noch eine meterlange Liste mit relevanten Kleinigkeiten abarbeiten zu müssen, bevor es losgehen kann. Manchmal mischt sich ein wenig Sehnsucht hinein. Die Sehnsucht loszufahren, wegzukommen, auch die Vorbereitungen, Listen und Sorgen hinter sich zu lassen, die im Moment noch unsere Köpfe durchgeistern. Und die Sehnsucht nach der Fremde. Und nach dem Loslassen können. Improvisieren, neue Wege finden und Entdecken statt Baumärkte plündern, Versicherungen abschließen und PINs von Kreditkarten auswendig lernen...
Die Tage sind angefüllt mit organisatorischem Klimbim und dem Versuch, den Bus so kompakt wie möglich zu packen. Wenn man nicht weiß, was einen erwarten wird, fallen einem unglaublich viele Dinge ein, die man wahrscheinlich gut gebrauchen könnte. Wahrscheinlich. Der Bus, im Vergleich zu anderen weniger großen Fortbewegungsmitteln, lädt zusätzlich zum Einkaufen und Planen von Eventualitäten ein. Bis heute war ich noch immer optimistisch: Es passt schon alles rein. Aber die Feststellung, dass selbst Teebeutel sehr viel Platz wegnehmen können, rettet mich auch nicht mehr vor dem Glauben, alles Verstaute bestimmt (wahrscheinlich) mal (gut) gebrauchen zu können. Die Einsicht, etwas umsonst gekauft zu haben, fällt schwerer, als einfach solange alles von A nach B und wieder zurück zu stapeln, bis es reingeht.

Vor diesen letzten heimatlichen, vom Kaminfeuer gewärmten, Wintertagen standen natürlich noch schwerere Entscheidungen an, als die Frage nach dem besten Schrank für Salz und Pfeffer.

Chronologisch wäre folgendes zu berichten:

Als im Mai zum ersten Mal die Idee von einer Reise im Raum stand, war meine innerliche Aufregung groß. Das Studium unterbrechen und einige, mir unbekannte Länder der Welt durchbummeln mit jemandem an meiner Seite, der genauso verrückt ist wie ich? Kaum zu glauben!
Die Begeisterung wurde in den letzten Monaten immer wieder bestätigt und ausgebaut, aber auch strapaziert. Denn je mehr Zeit wir in Recherche investierten, desto mehr Unwegbarkeiten tauchten vor uns auf. Laut Erfahrungsberichten erwarten uns schwierige Visa-Beantragungen und Grenzübergänge. Usbekistan tut sich schwer mit Diesel, im Iran gibts nicht mal eben Geld vom Automaten, ob Russland uns auf der (bisher so geplanten) Rücktour passieren lässt, wissen wohl auch die Geier nicht. Und trotzdem blieb der Plan bestehen. Eine Reise in den Iran und wenn es klappt weiter, nach Zentralasien.

Die Suche nach einem passenden Gefährt begann. Mit Rat und Tat durch meinen Vater auf der Suche begleitet, fand sich die Cloudmachine. Reparaturbedürftig. Aber gut funktionstüchtig und fahrbar. Geradezu ein Luxusschlitten, bedenkt man Waschkabine und Kühlschrank. Und mit dem Autokauf stand die Reise plötzlich noch unausweichlicher im Raum und alles was danach kam, bewegte sich in die selbe Richtung. Die Reparaturen, die Einkäufe, die Behördengänge, das Abschließen von Versicherungen. Alles auf die Reise ausgelegt. Manchmal nur so nebenbei, mal eben schnell, manchmal mit Ruck und dann aber richtig. Und nun ist es angeblich soweit, dass es losgehen kann. Unglaublich....

Natürlich ist auch unglaublich viel diskutiert wurden. Wir haben miteinander überlegt, gezankt und uns wieder vertragen. Aber auch unsere Eltern, Familie, Freunde waren von den Tourplänen nicht immer nur begeistert. Sind es teilweise noch nicht. Die Ideen und Vorstellungen, die uns in Länder wie den Iran ziehen, sollten wir oft erklären und konnten es meistens nicht. Neugier und Reiselust, das Interesse am Unbekannten sind vage Formulierungen. Auch in unseren Köpfen. Und trotzdem. Bleibt die Hoffnung mit Begeisterung berichten zu können.Und heile zurückzukommen.